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Podcast zum Thema Angst und Ekel

Willkommen zu unserem Podcast zum Thema "Angst und Ekel im Chemie- und Biologieunterricht". Ich bin Ihre Moderatorin, Frau Meier, und heute haben wir eine Expertin und einen Experten eingeladen, um über ihre Erfahrungen und Perspektiven zu sprechen. Unsere Gäste sind Frau Ruth Enium, eine Chemielehrerin, und Herr Wolf Canis Lupus, ein Biologielehrer.

Frau Meier: Hallo Frau Enium und Herr Canis-Lupus, vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind.

Frau Ruth Enium: Hallo Frau Meier , es ist mir eine Freude hier zu sein.

Herr Wolf Canis Lupus: Hallo Frau Meier, ich freue mich auch darauf, hier zu sein.

Frau Meier: Lassen Sie uns zuerst über die Angst im Chemieunterricht sprechen. Frau Enium, können Sie uns etwas dazu erzählen?

Frau Ruth Enium: Ja, natürlich. Im Chemieunterricht gibt es viele Dinge, die Schülerinnen und Schüler beunruhigen können. Am häufigsten zeigen Schülerinnen und Schüler Angst vor dem Umgang mit Streichhölzern, vor offenen Flammen oder vor Explosionen. Viele Schülerinnen und Schüler sind z.B. den Umgang mit Streichhölzern und Feuerzeugen, die z.B. benötigt werden, um den Brenner zu entzünden, von zu Hause nicht mehr gewöhnt, da Eltern ihnen den Gebrauch aus Sorge vor Verletzung verbieten oder z.B. inzwischen alle Kerzen durch batteriebetriebene Äquivalente ersetzt haben und so für die Kinder gar keine Gelegenheit für den Gebrauch von Streichhölzern mehr besteht. Viele Schülerinnen und Schüler fühlen sich somit unsicher im Gebrauch und einige haben sogar Angst, dass sie sich verletzen könnten.

Frau Meier: Das klingt verständlich. Immerhin handelt es sich bei Angst ja um einen irrationalen Gefühlszustand, der Lernprozesse hemmen kann. Wie gehen Sie als Lehrerin damit um?

Frau Ruth Enium: Ich stelle sicher, dass alle Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet sind, bevor sie Experimente durchführen. Ich erkläre ihnen die Schritte, zeige ihnen, wie es gemacht wird und beantworte alle Fragen, die sie haben. Außerdem achte ich darauf, dass alle Sicherheitsregeln eingehalten werden. Allen Schülerinnen und Schülern, die sich unsicher fühlen oder noch nie ein Streichholz oder ein Feuerzeug angezündet haben, biete ich in einem geschützten Bereich die Möglichkeit, in kleinen Schritten den Gebrauch von Streichhölzern und Feuerzeugen zu erlernen und so lange zu üben, bis sie sich im Umgang mit ihnen sicher fühlen.

Ekel habe ich bei Schülern und Schülerinnen im Chemieunterricht nur dann bemerkt, wenn es darum geht, verschüttete oder andere Abfälle zu entfernen

Frau Meier: Das klingt sehr vernünftig. Lassen Sie uns nun zum Ekel im Biologieunterricht übergehen. Herr Canis-Lupus, können Sie uns etwas dazu sagen?

Herr Wolf Canis Lupus: Ja, im Biologieunterricht gibt es schon eher Situationen, die bei Schülern und Schülerinnen zu Ekelreaktionen führen könnten. Schülerinnen und Schüler können Ekel vor verschiedenen Dingen haben. Zum Beispiel können sie Ekel vor Insekten, besonders Spinnen haben. Auch vor rohem Fleisch oder vor Spucke, die beide z.B. für Experimente im Bereich von Enzymaktivität eingesetzt werden, ekeln sich viele Schülerinnen und Schüler. Ebenso kommt es bei toten Tieren oder entnommenen Organen, wie Fischen, Herzen oder Augen, die seziert werden können, bei Schülern und Schülerinnen immer wieder zu Ekelreaktionen.

Frau Meier: Das klingt einleuchtend. Ich habe mich mal schlau gemacht: Ekel wird in erster Linie hervorgerufen durch visuelle oder olfaktorische Reize, also über den Seh- bzw. Geruchssinn. Wie gehen Sie als Lehrer in diesen Situationen damit um?

Herr Wolf Canis Lupus: Ich versuche, den Schülerinnen und Schülern zu erklären, warum wir solche Experimente durchführen. Ich zeige ihnen, wie man die Experimente sicher und hygienisch durchführt. Außerdem gebe ich ihnen die Möglichkeit, ihre Bedenken und Ängste zu äußern und beantworte alle Fragen, die sie haben. Außerdem habe ich zu den Themen immer eine Alternative zur Bearbeitung für Schülerinnen und Schüler zur Hand.

Frau Meier: Gibt es bestimmte Strategien, die Sie verwenden, um Schülerinnen und Schülern zu helfen, ihre Ängste und Ekel zu überwinden?

Herr Wolf Canis Lupus: Ja, ich finde es hilfreich, wenn die Schülerinnen und Schüler in Gruppen arbeiten können. Auf diese Weise können sie sich gegenseitig unterstützen und motivieren. Ich ermutige sie auch, ihre Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu helfen, ihre Ängste zu überwinden. Außerdem ist es oft sehr hilfreich, dass die Schülerinnen und Schüler genug Zeit haben, sich an die Situation zu gewöhnen, den toten Fisch oder das Herz erst mal in Ruhe betrachten zu können und nicht sofort aktiv etwas machen müssen.

Frau Ruth Enium: Ich stimme dem zu. Ich finde auch, dass es hilfreich ist, die Schülerinnen und Schüler aktiv in die Experimente einzubeziehen.

Frau Meier: Vielen Dank Ihnen beiden für einen kurzen Einblick in das Thema Ekel und Angst im Chemie- und Biologieunterricht und auch für die Anregungen für Kollegen und Kolleginnen, diesen Barrieren zu begegnen und so mehr Schülerinnen und Schülern einen entspannten Unterricht zu ermöglichen.

Frau Ruth Enium: Vielen Dank auch für die Einladung.

Herr Wolf Canis Lupus: Vielen Dank auch von mir. Es hat mir Spaß gemacht.