Möglichkeiten zur Differenzierung
Im Unterricht bietet die dreistimmige Spielpartitur die Möglichkeit zur Differenzierung und zur Berücksichtigung unterschiedlicher Lernstände und -interessen:
- Während sich fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler auf die Melodiestimme konzentrieren, kann für diejenigen, die noch Schwierigkeiten damit haben, die weniger anspruchsvolle Mittel- und Bassstimme eine geeignete Alternative sein.
- Der dreistimmige Satz, der in allen Transpositionen vorliegt, ermöglicht es allen Instrumentengruppen, die Melodie zu übernehmen. Dieses flexible und adaptive Konzept spiegelt die mittelalterliche Musizierpraxis wider, bei der verschiedene Instrumente oft wechselnde Rollen in einem Ensemble inne hatten. Besonders für Instrumente der tieferen Register, wie Fagott und Eufonium, ist es motivierend, die Hauptmelodie zu spielen und von anderen Instrumenten wie Flöten und Klarinetten begleitet zu werden. Für die anderen Instrumentengruppen bietet dies eine Gelegenheit, ihre Rolle im Gesamtklang aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Lernziele
- Die Schülerinnen und Schüler arbeiten die Aufführungsanlässe mittelalterlicher Musik als Tanz- und Unterhaltungsmusik, das Instrumentarium und den improvisatorischen Charakter heraus und vergleichen diese Darbietungen mit der Musikkulisse einer heutigen Kirmes (M2).
- Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten das Spielstück "Lamento di Tristano" und lernen die Legende von Tristan und Isolde kennen (M1, M3).
- Die Schülerinnen und Schüler simulieren eine authentische Aufführungssituation und planen eine Aufführung des "Lamento di Tristano" (M1, M3).
- Die Schülerinnen und Schüler realisieren ihre Aufführung des "Lamento di Tristano" und erläutern, inwieweit die zuvor erarbeiteten Merkmale mittelalterlicher Musik deutlich werden (M1, M3).
Weitere Anregungen und Impulse
Der Unterricht in einer Musikklasse sollte den Schülerinnen und Schülern nicht allein durch das Musizieren einen Zugang zur Musik des Mittelalters ermöglichen. Die Musik des Mittelalters stellt ein multimodales Phänomen dar. Der zum Einstieg in die Unterrichtsreihe herangezogene Kupferstich von Breughel (M2) verdeutlicht, dass Musik, ähnlich wie heute, fest im Alltag der Menschen des Mittelalters verankert war. Sie war fester Bestandteil von Festlichkeiten, religiösen Zeremonien und wurde durch Tanz und visuelle Darstellungen ergänzt. Musik war somit nicht nur ein akustisches, sondern häufig auch ein visuelles und körperliches Erlebnis. Das Hören von und das Bewegen zu mittelalterlicher Musik unterstützt so nicht nur die eigene Musizierpraxis, sondern kann im Unterricht auch genutzt werden, um ein umfassenderes Bild der weltlichen Musik des Mittelalters zu vermitteln.
Hören von mittelalterlicher Musik
Auseinandersetzung mit Aufnahmen: Die Schülerinnen und Schüler hören verschiedene Aufnahmen mittelalterlicher Musik, beschreiben ihre Eindrücke und benennen die unterschiedlichen Instrumente.
Vergleich mit modernen Interpretationen: Die Schülerinnen und Schüler hören aktuelle Interpretationen mittelalterlicher Musikstücke und erläutern die Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Geschichtlicher Kontext: Bezogen auf mittelalterliche Musik recherchieren die Schülerinnen und Schüler den historischen und kulturellen Kontext und präsentieren ihre Ergebnisse.
Bewegung zu mittelalterlicher Musik
Mittelalterlicher Tanz: Die Schülerinnen und Schüler erlernen einfache Tanzschritte und mittelalterliche Tänze wie den Kreistanz.
Improvisierte Bewegung: Die Schülerinnen und Schüler bewegen sich frei zur mittelalterlichen Musik und interpretieren diese durch ihre Bewegungen. Im Anschluss reflektieren sie, wie diese körperliche und emotionale Bewegungserfahrung das eigene Musizieren beeinflussen kann.
Weitere Anregungen
Kreatives Schreiben: Die Schülerinnen und Schüler verfassen Kurzgeschichten oder Gedichte zu einem mittelalterlichen Thema (z. B. Ritter), die von der gehörten Musik inspiriert sind.
Instrumentenbau: Die Klasse erforscht und baut einfache mittelalterliche Instrumente nach. Hierzu könnte sie mit einfachen Materialien wie Holz oder Pappe Rührtrommeln und Kastagnetten herstellen. Auch einfache Flöten aus Bambus oder PVC-Rohren, die nach dem Prinzip der Rohrpfeife funktionieren, oder Knochenflöten aus stabilen Kunststoffröhren können gefertigt werden. Mit Gummibändern und kleinen Holzkisten lassen sich simple Saiteninstrumente im Stil des Psalters kreieren.
Singen: Für weiterführende Ideen zum Thema Gesang im Mittelalter folgen Sie dem Link zum Unterrichtsvorhaben Gesang im Mittelalter