Die Sinfonie
stellt insofern eine zentrale Gattung der Wiener Klassik dar, als
sie in geradezu paradigmatischer Weise den Epochenwandel von den
wesentlich funktional bestimmten Musizierformen der höfischen Musikkultur des
17. Jahrhunderts zu einer „absoluten“, also für sich selbst stehenden
und für das konzentrierte Zuhören bestimmten Instrumentalmusik repräsentiert
und damit im Laufe des 18. Jahrhunderts zunehmend in den Mittelpunkt der neu
entstehenden bürgerlichen Konzertkultur rückt. Tatsächlich lassen sich charakteristische Gestaltungsmerkmale
der Sinfonie – so etwa die motivisch-thematische Arbeit und die
Dramaturgie der Sonatenhauptsatzform – auch als kompositorische
Strategien verstehen, für ein größeres Publikum aus Kennern und Liebhabern
einen ebenso spannungsreichen wie strukturell schlüssigen Formverlauf
zu realisieren.
Bei den hier vorgestellten
fünf
Unterrichtsmodulen werden nur
ausgewählte Aspekte dieses
fachlich-inhaltlichen Zusammenhangs erarbeitet – und zwar solche, bei denen
der
Einbezug digitaler Werkzeuge didaktisch sinnvoll erscheint. Sie fokussieren
daher primär einige der bereits genannten
kompositorischen Form- und Gestaltungsaspekte:
die
Sonatenhauptsatzform als vor allem bezüglich der
tonalen
Disposition verbindliches, aber im Einzelnen – insbesondere im Hinblick auf
die
Anzahl und die Ausdruckscharaktere der Themen – durchaus variables
Formmodell
sowie
motivisch-thematische Arbeit als Verfahren, sowohl die
innere
Einheit als auch die
Mannigfaltigkeit der musikalischen Vorgänge zu
gewährleisten. All diese Aspekte können und sollen in weiteren
Unterrichtseinheiten
begrifflich und analytisch vertieft sowie in die
oben bereits angesprochenen
historischen Kontexte der Entstehungszeit
eingebettet werden. Entsprechende
Hinweise und
Anregungen finden
sich in den
Erläuterungen zu den einzelnen Unterrichtsbausteinen.
Der Aufbau der Exposition in klassischen Sinfonien (Modul 1)
Dass
im vorliegenden Unterrichtsvorhaben ein besonderer Fokus auf die Sinfonik
Mozarts gelegt wird, begründet sich darin, dass die betreffenden Werke
einerseits für die Epoche typische Form- und Gestaltungsmerkmale
musterhaft und plastisch ausprägen, zugleich aber immer wieder auch kompositorische
Spielräume individuell ausloten. Dies ist insofern wichtig, als nicht
zuletzt im schulischen Musikunterricht Formmodelle wie das der
Sonatenhauptsatzform häufig in ahistorischer und schematischer Weise vermittelt
werden und deshalb der Vielfalt der kompositorischen Umsetzung kaum gerecht
werden. Die tatsächliche Variabilität der Form zeigt sich exemplarisch bereits im
Vergleich der Expositionen mehrerer Kopfsätze, die zwar unverkennbar gemeinsame
Züge besitzen, im Einzelnen aber zu durchaus unterschiedlichen Lösungen kommen
(→Materialien für Modul 1).
Der tonale Aufbau eines klassischen Kopfsatzes (Modul 2)
Auch
im Kopfsatz der Sinfonie Nr. 40 g-Moll, KV 550, der im Zentrum des
Unterrichtsvorhaben steht, lassen sich einerseits wesentliche Charakteristika
der Sonatenhauptsatzform exemplarisch aufzeigen. Für eine erste Orientierung spielt dabei die tonale Anlage eine wichtige Rolle. Idealtypisch sich an Mozarts Stück die die in Moll-Sinfonien übliche Polarität
zwischen Tonika und Tonika-Parallele sowie die Versetzung des
Dur-Seitensatzes nach Moll in der Reprise des Satzes. Wichtig für die Gesamtdramaturgie ist darüber hinaus der Wechsel zwischen tonal gefestigten Abschnitten – Hauptthemen, Schlussgruppe – und Partien, die – wie Überleitungen oder die Durchführung – durch häufige Tonartwechsel und Modulation bestimmt sind (→Materialien für Modul 2).
Themengestaltung in der Sonatenhauptsatzform (Modul 3)
Trotz der im Modul 2 erarbeiteten Orientierung am Modell der Sonatenhauptsatzform weist der Kopfsatz aus Mozarts Sinfonie Nr. 40 g-Moll durch seinen tragischen und
dramatischen Grundton einen für
sinfonische Werke dieser Epoche eher ungewöhnlichen Ausdruckscharakter
auf. Analytisch kann aufgezeigt werden, dass dies wesentlich auf den beiden stark durch Seufzermotive
und Chromatik geprägten Hauptthemen beruht. Durchaus typisch für sinfonische Werke ist dabei allerdings der durchbrochene Satz, bei dem die thematischen Elemente zwischen verschiedenen Instrumenten hin und herspringen. (→Materialien für Modul 3).
Motiv und motivische Arbeit (Modul 4)
Charakteristisch für den Formverlauf sinfonischer Werke ist nicht nur die Gestaltung ihrer Themen, sondern auch die Art und Weise ihrer Verarbeitung. Anhand der von Mozart auch in der Sinfonie Nr. 40 g-Moll geübten Praxis, die Hauptthemen des Satzes in kleinere Bausteine zu zerlegen und diese in Gestalt und Ausdruck zu variieren, kann exemplarisch die große Bedeutung nachgewiesen werden, die den Techniken motivisch-thematischer Arbeit – und zwar durchaus nicht nur im Formteil der Durchführung – im Rahmen klassischer Sonatenhauptsätze zukommt (→Materialien für Modul 4).
Einen Podcast zu einer Sinfonie in der Wiener Klassik erstellen (Modul 5)
Der abschließende Podcast schafft einen medialen Rahmen, um den inneren Zusammenhang zwischen den in den Modulen 1 bis 4 formalen und strukturellen Gestaltungselementen der Sonatenhauptsatzform und der damit verbundenen Ausdrucksdramaturgie zusammenfassend darzustellen und in den zuvor in weiteren Modulen erarbeiteten Gattungszusammenhang der Sinfonie sowie die kulturellen und ästhetischen Kontexte der Wiener Klassik einzuordnen (→Materialien für Modul 5).