Das richtige Fett für unsere Pommes
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Handreichungen für Lehrkräfte
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Ablauf der Unterrichtseinheit
Das Unterrichtsvorhaben ist nach dem Konzept „Chemie im Kontext“ in die vier Phasen Begegnungsphase, Neugierphase, Erarbeitungsphase sowie Vertiefungs- und Vernetzungsphase gegliedert (Lit Chik). Ein Überblick über das gesamte Vorhaben finden Sie hier:
Zu Beginn der Begegnungsphase werden den Lernenden sechs verschiedene Fette und Öle (Butterschmalz, Kokosfett, Rapsöl, Sonnenblumenöl, Erdnussöl, Sojaöl) an unterschiedlichen Tischen präsentiert. Alternativ zu den Produkten können Fotos (siehe Unterrichtseinstieg) ausgelegt werden. Die Lernenden wählen ein Fett oder Öl aus, das sie zum Frittieren von Pommes kaufen würden, und positionieren sich bei diesem. In kurzen Interviews sammelt die Lehrkraft die Begründungen für ihre Wahl.
Da die meisten Lernenden zu diesem Zeitpunkt noch kein Fachwissen über Fette haben, erfolgt die Auswahl der Fette willkürlich und die Begründungen sind wenig fundiert. Deshalb werden an dieser Stelle Kriterien gesammelt, die eine Bewertung der verschiedenen Fette und Öle ermöglichen. Dadurch wird den Lernenden bewusst, dass sie für eine fundierte Bewertung entsprechendes Fachwissen benötigen.
In der nun folgenden Neugier- und Planungsphase stellt die Lehrkraft das Ziel des Unterrichtvorhabens vor. Die Lernenden sollen am Ende des Vorhabens die vorgegebenen Fette/Öle auf der Basis von Fachwissen nach der Warentestmethode bewerten und ihre Kaufentscheidung reflektieren. Dazu sammeln die Schülerinnen und Schüler fachliche Aspekte und Fragen, die für eine fundierte Bewertung notwendig sind. Dazu gehören beispielsweise die Gewinnung und Herstellung verschiedener Fette, deren Zusammensetzung und Eigenschaften sowie Aspekte der Qualität, Gesundheit und Ökologie. Diese Informationen werden strukturiert auf einem Plakat festgehalten und bilden den Fahrplan für die Erarbeitungsphase.
Im 1. Teil der Erarbeitungsphase erwerben die Lernenden Fachwissen über Fette und Öle (siehe Tabelle 1). Dazu durchlaufen sie verschiedene Abteilungen (hier Labore genannt) einer fiktiven, digitalen Lernfirma mit Escape-Room-Anteilen und werden zum „Produkttester von Fetten und Ölen“ ausgebildet. Die Lernfirma wurde mit dem Moodle-Werkzeug „Lernlandkarte“ erstellt. Auf der Lernlandkarte ist ein Flur mit verschiedenen Türen abgebildet, hinter denen sich die verschiedenen Ausbildungslabore der Lernfirma verbergen. Beim Anklicken einer Tür öffnet sich eine h5p-Game-Map, auf der jeweils ein Lernweg mit verschiedenen Stationen abgebildet ist. Die Lernenden bearbeiten die verschiedenen Lernbausteine entsprechend des Lernwegs. Dazu bearbeiten sie Infotexte, führen Experimente durch und lösen verschiedene Aufgaben. Am Ende wird das Gelernte mithilfe von Quizaufgaben überprüft. Außerdem wird pro Labor eine Ziffer für einen Code gesammelt, die später zur Öffnung des Ausgangs (Tür 5) benötigt wird. Sind alle Stationen der Game-Map durchlaufen, können die Lernenden über den Flur das nächste Labor betreten. Zur Sicherung des Gelernten führen die Schülerinnen und Schüler ein vorstrukturiertes Laborheft, in dem die Beobachtungen und Auswertungen der Experimente und die wichtigsten Ergebnisse festgehalten werden. Das Laborheft kann von der Lehrkraft auch für Leistungsbewertung genutzt werden.
Wenn die Schülerinnen und Schüler alle vier Ausbildungslabore der Reihe nach erfolgreich durchlaufen haben, haben sie das Zertifikat „Produkttester“ erworden und können am Ende des Flurs die letzte Tür zur Bewertung der Fette bzw. Öle öffnen.
Wird das Thema Fette am Ende der Q2 unterrichtet, können die Lernenden in den verschiedenen Abteilungen Wiederholungsbausteine nutzen. So besteht z. B. in der Abteilung „Fettsäuren unter der Lupe“ die Möglichkeit, den Mechanismus der elektrophilen Addition zu wiederholen. Oder in der Abteilung „Qualität von Fetten“ können verschiedene Aspekte des Inhaltsfeldes Säuren, Basen und Analytik aufgefrischt werden.
Zur Vorbereitung dieses Unterrichtbausteins muss die Lehrkraft für alle Lernenden ein Laborheft zur Verfügung stellen. Dazu sind im Verzeichnis "Laborheft" verschiedene Vorlagen hinterlegt, die es der Lehrkraft ermöglichen, dass Laborheft sowohl in ausgedruckter als auch in digitaler Form den Lernenden anzubieten.
Da in allen Laboren auch Experimente durchgeführt werden, müssen für diese Unterrichtsphase entsprechende Experimentierboxen bereitgestellt werden. Die Beschreibungen der Experimente sind im Verzeichnis "Experimente zu den Laboren" zu finden.
Nach der erfolgreichen Ausbildung zum „Produkttester“ werden die eingangs vorgestellten Fette und Öle nach der Warentest-Methode bewertet (Lit. Eilks). Dazu bilden die Lernenden Stammgruppen mit jeweils 6 Schülerinnen und Schüler. Jedes Gruppenmitglied bekommt ein Öl bzw. Fett zugewiesen und trägt anhand eines Infotextes die wichtigsten Fakten zu diesem Öl in einer Tabelle zusammen. Anschließend treffen sich die Schülerinnen und Schüler in Expertengruppen und gleichen ihre Ergebnisse ab. In den Stammgruppen werden die Ergebnisse ausgetauscht und in einer Tabelle zusammengefasst. Zur Bewertung der Fette werden die einzelnen Prüfaspekte beurteilt und Bewertungskategorien (Eignung, Gesundheit, Ökologische Aspekte, Preis) gewichtet. Anhand dieser Einzelbeurteilungen und Gewichtungen wird für jedes Öl ein Qualitätsurteil gebildet.
Die verschiedenen Qualitätsurteile werden abschließend im Plenum vorgestellt. Da die Gruppen die Gewichtung der einzelnen Kategorien untereinander aushandeln, unterscheiden sich die Testergebnisse der verschiedenen Gruppen. Diese Unterschiede bieten zahlreiche Diskussionsanlässe über die Subjektivität von Beurteilungs- und Bewertungsprozessen.
Am Ende des Unterrichtsvorhabens können die Lernenden ihre eingangs getroffene Kaufentscheidung nochmal überdenken und ggf. begründet ändern.
Burmeister, M. & Eilks, I. (2011). Ist ein Bio-Kunststoff immer besser als PVC? - Die Warentest Methode und ein Beispiel aus dem Chemieunterricht. Praxis der Naturwissenschaften - Chemie in der Schule, 33–36.
In der Vertiefungs- und Vernetzungsphase wird in der Lerngruppe der Bewertungsprozess kritisch reflektiert. Außerdem bietet es sich an, die Bewertungsergebnisse von Warentests kritisch zu hinterfragen, indem die Lernenden herausarbeiten, dass die Auswahl der Prüfkategorien und ihre Gewichtung das Qualitätsurteil entscheidend beeinflussen.
Außerdem kann das Gelernte in einer neuen Aufgabe angewendet werden. So kann z. B. die Nutzung von Palmöl als Frittierfett im Vergleich zum Kokosfett beurteilt werden. Oder die Lernenden müssen für die Herstellung einer Salatsoße unter verschiedenen Ölen eine begründete Auswahl treffen und dafür wichtige Prüfkriterien benennen.
Das Unterrichtsvorhaben „Das richtige Fett für meine Pommes“ deckt alle vom Kernlehrplan geforderten konkretisierten Kompetenzerwartungen zum Thema Fette ab. Dabei steht besonders die Kompetenz aus dem Kompetenzbereich „Bewerten“ im Fokus der Einheit. Durch die Umsetzung des Vorhabens auf Moodle wird die Selbständigkeit der Lernenden in besonderem Maße gefördert. Wird das Vorhaben im Curriculum am Ende der Q2 verortet, kann es auch dazu genutzt werden, wichtige Fachinhalte der Qualifikationsphase zu wiederholen.
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Übersichtstabelle über das Unterrichtsvorhaben
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Material Bewertung nach der Warentestmethode
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Laborheft
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Experimente zu den Laboren
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