Musik - Podcasts nutzen – Podcasts selbst erstellen
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Grundlagen der Audio-Produktion
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Die Fähigkeit, Tonaufnahmen zu erstellen und diese mit digitalen Werkzeugen weiterzuverarbeiten, spielt heutzutage im schulischen Alltag auch jenseits des Musikunterrichts eine große Rolle: diese Kompetenzen werden bei der Erstellung der Episoden eines Podcasts gefördert.
Daher werden im Folgenden grundlegende Aspekte der digitalen Audioproduktion skizziert: neben den Voraussetzungen hinsichtlich der Technik (Hard- und Software) und den räumlichen Umständen der Aufnahme, sollen auch die juristischen Rahmenbedingungen (Urheber- und Leistungsschutzrecht) derartiger Klangaufnahmen im Kontext der Podcasterstellung aufgezeigt werden.
Empfehlungen zum Aufnahme-Equipment
Zur technischen Grundausstattung für die Produktion von Podcasts gehören Aufnahmegeräte, Mikrofone (inklusive Poppschutz, Kabel und Mikrofonständer) sowie Kopfhörer (inklusive Kabel).
Aufnahmegerät: Grundsätzlich kommen hier mit entsprechender Software ausgestattete Computer, Tablets und sogar Smartphones infrage, soweit sie über adäquate Anschlüsse für externe Mikrofone verfügen; meist ist bei diesen Gerätetypen allerdings nur die Verwendung von USB-Mikrofonen möglich. Ist auf den Geräten ein geeigneter Audio-Editor installiert, so kann auch die weitere Bearbeitung der Aufnahmen direkt, also ohne vorherige Überspielung auf andere Geräte, erfolgen. Für Smartphones, Tablets oder Laptops spricht ihre große Mobilität, die die Aufzeichnung von Interviews oder Klang-Atmos außerhalb des Schulgebäudes erleichtert. Allerdings sind nur Laptops leistungsfähig genug, um die Nachbearbeitung mit anspruchsvollerer Audio-Software (etwa Audacity) durchzuführen. Alternativ können auch Feldrecorder eingesetzt werden. Diese sind in technischer Hinsicht meist professioneller, umfassender sowie von der Bedienung her komfortabler und reagieren aufgrund robuster Bauweise gerade bei mobilen Außeneinsätzen weniger störanfällig als Mobiltelefone, Tablets oder Laptops. Für die weitere Verarbeitung müssen die Audio-Dateien allerdings nach der Aufnahme auf einen Rechner überspielt werden.
Mikrofone: Empfehlenswert ist auf jeden Fall die Verwendung externer Mikrofone, denn die internen Mikrofone bei Laptops, Tabletts oder Smartphones sind meist qualitativ unzureichend und aufgrund fester Verbauung auch unflexibel. Von weitaus besserer Qualität sind gegebenenfalls die internen Kleinmembran-Kondensatormikrofone von Feldrecordern, die freilich von der Ausrichtung her ähnlich unhandlich und eher für Live-Musik-Mitschnitte oder Feldaufnahmen geeignet sind.
Für Sprachaufnahmen kommen bevorzugt externe Großmembran-Kondensatormikrofone zum Einsatz. Insbesondere für die Produktion von Podcasts werden mittlerweile zahlreiche Großmembran-Mikrofone mit USB-Anschluss angeboten, die sich leicht an Laptops anschließen lassen. Weil derartige Mikrofone für die Aufnahme von Sprechenden in geringer Distanz optimiert sind, sinkt ihre Aufnahmequalität bei weiter entfernten Klangquellen wie Musik oder Umgebungsgeräuschen allerdings drastisch.
Für weiter entfernte Klangquellen sind Kleinmembran-Kondensatormikrofone die bessere Wahl. Weil diese in der Regel nicht per USB-Anschluss verbunden werden können, wird dann allerdings die Verwendung eines Feldrecorders mit XLR-Anschlüssen und Phantomspeisung oder eines Laptops mit externem Audio-Interface notwendig.
Bei Sprachaufnahmen im Innenbereich sollte für jeden Sprechenden je ein eigenes Mikrofon mit Poppschutz zur Verfügung stehen; bei Außenaufnahmen ist zur Vermeidung von Störgeräuschen ein guter Windschutz unabdingbar. Außerdem sollten jeweils geeignete Mikrofonständer (bei Sprachaufnahmen im Innenbereich genügen Tischstative oder an den Tisch anklemmbare Mikrofonarme) verwendet werden.
Kopfhörer: Zur Vorbereitung (Aussteuerung) sowie zum Abhören und zur Bearbeitung der Audioaufnahme ist die Verwendung eines qualitativ guten Kopfhörers notwendig, denn beim Abspielen über die kleinen internen Lautsprecher der mobilen Aufnahmegeräte oder auch über günstigere In-Ear-Kopfhörer werden aufgrund des massiv eingeschränkten Frequenzbereichs und der geringen Dynamik viele teils entscheidende Komponenten der Aufnahme – insbesondere Störgeräusche (Wind, Trittschall) – unhörbar und bleiben damit unbemerkt. Um beim Abhören nicht durch Außengeräusche gestört zu werden, ist die Verwendung eines Kopfhörers in geschlossener Bauweise sinnvoll.
Empfehlungen zur digitalen Klangbearbeitung
Digitale Klangverarbeitung kommt an verschiedenen Stellen der Podcast-Produktion ins Spiel: erstens bei der Aufnahme, zweitens beim Schnitt und der Abmischung sowie möglicherweise drittens, um die Aufzeichnung von Interviews in Distanz zu ermöglichen.
Wer mit Smartphones, Tablets, Laptops oder Desktoprechnern Klänge aufnehmen möchte, benötigt dazu geeignete Software. Auch wenn für viele Smartphones und Tablets entsprechende Apps (Voice Recorder, Diktiergerät) angeboten werden, die meist über einfache Schnittfunktionen verfügen, sind viele von ihnen nur wenig für die Produktion von Podcasts geeignet. Dies hängt damit zusammen, dass derartige Apps die Klangaufnahmen in oftmals unkontrollierbarer Weise modifizieren, um sie für ihren eigentlichen Zweck als Diktiergerät zu optimieren. Für die Produktion von Podcasts sollten zumindest die folgenden Einstellungen manuell vorgenommen werden können: Auswahl zwischen Mono- oder Stereo-Aufnahme, Auswahl des Dateiformats (möglichst unkomprimiert: Wave oder AIFF), Einstellung des Lautstärke-Pegels (gegebenenfalls Deaktivierung einer automatischen Steuerung des Lautstärke-Pegels).
Bei der Bearbeitung der Tonaufnahmen geht es einerseits um den Schnitt und die simultane Anordnung der einzelnen Tonspuren (für die Sprechenden sowie für Geräusche und Musik) sowie andererseits um deren Modifikation – insbesondere im Hinblick auf dynamische Anpassung, Normalisierung und Kompression, klangliche Optimierung (etwa durch Equalizing) sowie gegebenenfalls die Hinzufügung weiterer Effekte (zum Beispiel Hall). Je komplexer das Material und das zu erstellende Produkt sind, desto leistungsfähiger sollten die Hard- und Software sein. So ist die Bearbeitung vieler paralleler Tonspuren etwa auf Smartphones allein schon aufgrund der reduzierten visuellen Darstellung schwierig, weil es kaum gelingt, sie auf einem kleinen Display sinnvoll zu verfolgen. Auch die Bedienung allein per Touchscreen (also ohne Tastatur und Maus wie sie bei Smartphones und Tablets üblich ist), erweist sich oftmals als mühselig. Empfehlenswert erscheint daher die Klangbearbeitung auf Desktop-Rechnern oder Laptops, die auch – anders als Smartphones und Tablets – über die notwendige Kapazität verfügen.
Soll ein Interview mit räumlich entfernten Gesprächspartnerinnen und -partnern geführt werden, so kann man sich gegebenenfalls weite Anreisen durch den Einsatz digitaler Medien ersparen.
Empfehlungen zu räumlichen Rahmenbedingungen
Die räumlichen Rahmenbedingungen in Schulen sind für Audioaufnahmen in der Regel nicht optimal. Nur selten dürfte für den Unterricht ein eigenes Tonstudio zur Verfügung stehen, so dass die Aufnahmen meistens in Unterrichtsräumen oder – sofern die Klangaufnahmen in die Hausarbeit verlegt werden – in Privatzimmern der Schülerinnen und Schüler stattfinden, die akustisch teils problematisch sind.
Daher ist es umso wichtiger, unter den gegebenen Umständen des schulischen Alltags die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen.
Sprachaufnahmen sollten in einem ruhigen, möglichst schallgedämmten Raum mit trockener, also reflexions- und hallarmer Akustik aufgenommen werden. Hier ist es hilfreich, wenn der Raum mit Teppichen, Vorhängen und Möbeln ausgestattet ist. Um Außengeräusche zu minieren, sollten Fenster und Türen möglichst geschlossen werden. Außerdem sollte das Mikrofon nicht in der Nähe von elektronischen Geräten (auch nicht des Laptops) postiert werden, damit deren Summ- oder Lüftergeräusche die Aufnahme nicht stören. Gegebenenfalls ist es hilfreich, das Mikrofon mit der Aufnahmerichtung nach außen in einen mit Kleidern gefüllten Schrank zu stellen. Die Textilien dämpfen dann die Reflexionen.
Damit bei Sprachaufnahmen die räumlichen Bedingungen des Aufnahmeorts möglichst nicht bemerkbar werden, sollte der Abstand der Sprechenden zu ihren (mit Poppschutz versehenen!) Mikrofonen eher gering sein, so dass der Raumhall nicht zu stark hervortritt. Nachfolgend kann dann nach Belieben künstlicher Hall hinzugefügt werden, um – etwa in Hörspielszenen – unterschiedliche Räume akustisch zu simulieren. Außerdem sollten die Sprachaufnahmen mono vorgenommen werden: so können die Sprechstimmen später bei der Abmischung im Audio-Editor problemlos mittels Panning-Regler beliebig im stereophonen Panorama platziert werden, um so unterschiedliche Raumpositionen der Sprechenden zu simulieren.
Ähnlich sollten auch einzelne, genau lokalisierbare Geräusche (etwa für Hörspiel-Podcasts) monophon und mit wenig Raumhall aufgenommen werden, so dass sie später passgenau im akustischen Panorama der jeweiligen Szene verortet werden können. Wird dagegen eine komplexere Klang-Atmo aufgenommen, die sich aus zahlreichen räumlich verteilten und teils bewegten Klangquellen zusammensetzt, so sollte dies stereophon (also mithilfe eines Stereo-Mikrofons oder zweier Mono-Mikrofone) erfolgen, damit der immersive Charakter der jeweiligen Klanglandschaft erhalten bleibt.
Geräusche und Musik
Geräusche und Musik spielen insbesondere in komplexeren Podcast-Formaten wie hörspiel- und featureartigen Gestaltungen eine wichtige Rolle. Die betreffenden Klangaufnahmen können natürlich im schulischen Kontexten selbst vorgenommen werden, oftmals ist es aber zweckmäßiger auf Geräusch- bzw. Musikdatenbanken zurückzugreifen. Allerdings muss die Nutzung entsprechender Audio-Dateien urheberrecht- und leistungsschutzrechtkonform stattfinden, so dass gegebenenfalls Lizenzgebühren anfallen.
Die rechtliche Situation ist im Hinblick auf die Verwendung von online zur Verfügung gestellten Geräuschen und online zur Verfügung gestellter Musik in Podcasts in vielen Details unklar und unterliegt gegebenenfalls Änderungen und Präzisierungen. Den Lehrkräften obliegt daher die Aufgabe, die aktuelle rechtliche Situation zu überprüfen.
Je nach unterrichtlicher Zielsetzung kann die Produktion von Geräuschen oder ganzen Klang-Atmos durch die Schülerinnen und Schüler sinnvoll sein. Geschieht dies ganz selbstständig ohne Hinzuziehung geschützter Materialien, so gibt es hier keine lizenzrechtlichen Probleme. Allerdings ist mit der Eigenproduktion der Geräusche auch ein großer Arbeits- und Zeitaufwand verbunden.
Eine große Auswahl unterschiedlicher (und teils entlegenster) Klänge und Geräusche findet sich in Geräuscharchiven, die online verfügbar sind. Ein Teil dieser Archive ist jedoch kostenpflichtig, andere gestatten nicht-kommerziellen Nutzerinnen und Nutzern gegebenenfalls die kostenlose Verwendung ihrer Materialien.
Gleichwohl ist es wichtig, dabei die jeweiligen Nutzungsbedingungen zu beachten: Manche Anbieter gewähren Creative Commons-Lizenzen (CC), andere definieren eigene Regeln für den Umgang mit den Dateien.
Im Musikunterricht liegt es nahe, die Schülerinnen und Schüler zumindest einen Teil der Musikaufnahmen selbst produzieren zu lassen. Urheberrechtlich unproblematisch ist dies, solange eigene unterrichtliche Kompositionen der Schülerinnen und Schüler oder aber gemeinfreie Werke (also Musik, deren Urheber seit mindestens 70 Jahren tot sind) eingespielt werden. Dagegen unterliegen neuere Kompositionen, Coverversionen aktueller Songs etc. dem urheberrechtlichen Schutz, so dass hier bei den Rechteinhabern eine Verwendungserlaubnis oder Nutzungsrechte eingeholt werden müssen – in Deutschland meist über die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA). Auch wenn die Schülerinnen und Schüler in ihren Stücken mit Samples aus anderen Stücken arbeiten, sind urheberrechtliche Fragen zu klären.
Sollen im Podcast statt eigener Musikaufnahmen Einspielungen anderer Musikerinnen und Musiker verwendet werden, so ist neben dem Urheber- auch das Leistungsschutzrecht zu beachten, das insbesondere die Ausführenden sowie die Tonträgerhersteller schützt. In Deutschland ist dafür die Gesellschaft für die Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) zuständig. Allerdings wird im Internet auch Musik zur Verwendung in Podcasts ohne Lizenzgebühren zur Verfügung gestellt; so unter anderem auf den folgenden beiden Websites, deren Musik jeweils CC-Lizenzen unterliegt:
ccMixter (Musik aus den Bereichen Elektro, Pop und Klassik, auch zerlegt in einzelne Spuren für Remixe)
Museopen (Klassik)
Allerdings ist die Musikauswahl je nach Gegenstandsgebiet gegebenenfalls eingeschränkt.
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