Aleatorik - Hintergrund
Aleatorik in der Musik – wenn auch schon bei Mozarts berühmtem musikalischen Würfelspiel bekannt geworden – wird weitläufig vor allem mit weitgehend auf Zufälligkeit beruhenden Kompositionstechnik nach 1950 assoziiert. Diese zu Kompositionszwecken verwendeten Zufallsoperationen können dabei sowohl auf der Ebene der Komposition als auch auf der, als deren Fortsetzung aufgefassten, Ebene der Interpretation angewendet werden und zum Beispiel die Art und Anzahl der Instrumente, die Dauer des Stückes, die Reihenfolge einzelner Abschnitte oder das Tempo betreffen.
Die Ideen zur Produktion und Reflexion innerhalb dieses Unterrichtsvorhabens zielen darauf ab, den Schülerinnen und Schülern aktives Ausprobieren, Erfahren und Gestalten mit aleatorischen Mitteln zu ermöglichen und ihnen so Kompetenzzuwachs im Bereich Produktion sowie Reflexion zu ermöglichen.
Dabei werden für die Unterrichtssequenz aktuelle Werkzeuge vorgestellt, mit deren Hilfe aleatorisch gestaltet werden kann.
Aleatorische Werkzeuge für die Kompositionswerkstatt
Die eingesetzten digitalen Werkzeuge Bubbleatoric, MuseScore, Garageband, inBflat, DoReMix sowie MarkerMusic ermöglichen dabei einen zunächst spielerischen aber auch vielfältigen und differenzierten Zugriff auf unterschiedliche Arten und Weisen des aleatorischen Komponierens aber auch des aleatorischen Interpretierens. Während Bubbleatoric zunächst rein spielerisch erscheint, ermöglicht es zusätzlich aber auch die Möglichkeit, die unterschiedlichen Wirkungen des Tonmaterials unterschiedlicher Tonarten, -geschlechter sowie -leitern praktisch zu erfahren.
In der Auseinandersetzung mit Musescore bekommen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit klassischer Notation, unterstützt jedoch durch eingebaute Zufallsgeneratoren aleatorisch tätig zu werden. Garageband bietet durch die unterschiedlichen Herangehensweisen – sei es die Arbeit mit vorgefertigten Loops oder das zufällige Setzen eigener Noten im Sequencer ein breites Spektrum der Differenzierung und bildet dabei zum einen klassische Arbeitsweisen mit traditionellem Notenmaterial aber auch moderne Arbeitsweisen von DJs und Musikproduzenten digitaler Musik ab.
inBflat, DoReMix sowie MarkerMusic stellen drei webbasierte Werkzeuge dar, welche ohne Installation auf Endgeräten im Browser bedient werden können. Insbesondere inBflat holt Schülerinnen und Schüler dabei stark in ihrer Lebenswirklichkeit ab, da hier zufällig mit Videos auf der Plattform YouTube agiert werden kann. Hier kann eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Frage warum die einzelnen Clips so unabhängig voneinander funktionieren für stärkere Schüler zum Anlass genommen werden, auch eigene Formate dieser Art zu kreieren.
Modularer Aufbau - Kompositionswerkstatt
Die Vielfältigkeit der genutzten Werkzeuge und die Idee, den Schülerinnen und Schülern die Wahl der Werkzeuge zu überlassen und vor allem den schöpferischen Prozess der einzelnen Werkzeuge im Portfolio miteinander zu vergleichen sollen ein hohes Maß an Schüleraktivierung sowie Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit digitalen Werkzeugen insbesondere im produktiven aber auch ganz bewusst in der Reflektion des eigenen Schaffensprozesses sowie der Steuerung des Prozesses durch das gewählte Werkzeug ermöglichen.
Die Unterrichtssequenz innerhalb des Unterrichtsvorhabens 9.3 zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler sowohl mit aleatorischen Prozessen als Komponistinnen und Komponisten vertraut zu machen als auch ihnen die Möglichkeit zu geben, aleatorisch zu interpretieren. Bis auf Musescore, welches hier allein zur aleatorischen Komposition genutzt wird, können alle anderen Werkzeuge sowohl aleatorische Kompositionsprinzipien als auch aleatorische Interpretationsprinzipien ermöglichen. Im Idealfall treten Schülerinnen und Schüler dabei in Interaktion und erleben sich zunächst als Komponistin und Komponist und danach als Interpretin und Interpret der Werke anderer Schülerinnen und Schüler.
Hierbei können unterschiedliche aleatorische Konzepte zum Tragen kommen, so können Schülerinnen und Schüler z.B. Formimprovisationen, Detailimprovisationen, Parameterimprovisationen oder zufallsbestimmte Kompositionen gestalten, erproben und reflektieren.
(vgl. https://www.academia.edu/9578435/Aleatorik_Vorschlag_einer_Begriffsbestimmung_1997_)